Warum die meisten Trader kein Geld an der Börse verdienen. Die 3 grundsätzlichen Probleme

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Die meisten Trader verlieren Geld. Wir hören es an jeder Ecke doch wahrhaben, zumindest was einen selbst angeht, möchte es keiner von uns. Jeder CFD-Broker ist gesetzlich verpflichtet offen zu legen, wie viel Prozent der Privatanleger durch den Handel Geld verlieren. Auf einem Banner, entweder ganz oben oder ganz unten auf der Seite, steht dann ein Risikohinweis mit der Prozentangabe.

Ich habe mir ein paar CFD-Anbieter angeschaut und beim dem Broker mit den erfolgreichsten Kunden verloren nur ca. 71% Geld. Bei allen anderen Anbietern lag dieser Prozentsatz viel höher. Dass ca. 80% der Neueinsteiger beim traden Geld regelrecht verbrennen deckt sich auch mit meinen Erfahrungen. Bekannten, Freunden und mir selbst erging es nicht anders.

Auch wenn es nicht alle zu geben wollten, verloren die meisten am Anfang Geld. Und bei den zwei, drei die kein Minus machten war es wohl eher Glück als Können. Genauer gesagt war es nur eine Frage der Zeit bis sich ihr anfängliches Glück erschöpfte und sie dann auch nicht mehr auf einen grünen Zweig gekommen sind.

Im amerikanischen Bereich ist die 90-90-90-Regel unter Brokern sehr bekannt. 90% aller Neukunden verlieren 90% des Depots innerhalb der ersten 90 Tage. Und das war vor den Zeiten von Neobrokern wie Robinhood, Traderepublik und co. In Zeiten von Wallstreetbeats und Instagram wird sich wenig an der 90-90-90-Regel getan haben. Im deutschen Bereich sind es immerhin 6 Monate bis ein Neueinsteiger sein Konto mehr als halbiert haben soll, also auch da sind wir den Amerikanern etwas hinterher bzw. etwas konservativer. Aber im Grunde ändert es wenig. Wer sein Konto mehr als halbiert hat, und dies meist in unter einem Jahr, der hört in der Regel auf.

Nicht anders ergeht es übrigens auch den ganzen auch so schlauen, und auch so passiven Buy-and-Hold Investoren mit ihrem passiven ETFs, sie erleben es nur erst ein paar Jahre später. Im nächsten Aktiencrash, wenn sie alle auf aktiv umschwenken und entweder aus Angst oder notgedrungen ihre ETFs auf den Markt werfen. Als Trader merkt man jedenfalls relativ schnell, wenn die Strategie nicht gut ist bzw. nicht zu einem passt, als Investor verliert man gut und gerne mal 3 bis 7 Jahre.

Es gibt nur zwei Wege innerhalb sehr kurzer Zeit viel Geld zu verlieren. Entweder man geht große Risiken ein oder man handelt mit einem zu großen Hebel. Wenn man ganz schnell sein Geld verlieren möchte macht man am besten beides gleichzeitig, also großer Hebel + große Risiken. So ergeht es denn meisten und so erging es auch mir.

Ein zu großer Hebel ist wohl der häufigste Fehler von Neueinsteigern. Sie traden mit 10er, 20er, kürzlich hat ein CFD-Broker geschrieben, er könne nur noch einen Hebel von 100x anbieten. In diesen Konten wird dann mit wenigen hundert Euro mit solch hohen Hebeln spekuliert, dass es auf Dauer nicht gut gehen kann.

Zu großer Hebel bzw. das Eingehen zu großer Risiken sind nur die Symptome der folgenden drei Gründe warum Anfänger im Trading (fast immer) Geld verlieren.

I. Die 3 Hauptgründe warum Neueinsteiger im Trading kein Geld verdienen

Es gibt unzählige Gründe warum die meisten Trader kein Geld an der Börse verdienen. Das reicht von Pech, auch das gibt es, bis hin zu jenen, die Verluste machen wollen, und ja auch solche Menschen gibt es. Für den „glücklichen“ Rest, die auch Gewinne erzielen wollen, liegt es an drei Hauptgründe.

Die meisten Trader verlieren Geld an der Börse, weil sie ohne festen Plan mit einer überzogenen Erwartungshaltung und ohne Marktkenntnis agieren. Sie handeln mit zu großen Hebel oder gehen enorme Risiken ein. Die Gründe für den erfolglosen Handel zu kennen ist der erste Schritt die Fehler abzustellen.

1. Neueinsteiger handeln ohne einen festen Plan

Einen festen Plan zu haben ist das Fundament auf dem alles Weitere aufbaut. Damit ist nicht gemeint welche Strategie verfolgt wird, welche Aktie wo, wann und wie gekauft und wieder verkauft wird, sondern sich dem Ziel und dem Weg dorthin bewusst zu sein.

Wie soll man seinen Fortschritt messen, seine Fehler erkennen und aus ihnen lernen, wenn man nicht weiß was man überhaupt mit seinem Vorgehen erreichen möchte? Was ist also die Motivation mit dem Trading anzufangen?

Reflexartig kommt, wenn man sich diese Frage selbst oder einem anderen stellt: `Geld verdienen natürlich. Was soll die Frage?` Aber eigentlich geht es doch um die Dinge, die wir uns mit dem Geld ermöglichen wollen. Ein neues Auto. Eine Urlaubsreise. Mehr Zeit für die Familie, weil man in Teilzeit arbeiten kann. Oder sich den typischen „Trader-Lifestyle“ ermöglichen: in einem Steuerparadies am Strand sitzen und 1 Stunde am Tag auf dem Laptop herumtippen.

Denn wenn es nur ums Geld verdienen gehen würde, könnte es jeder von uns auch risikoärmer anders verdienen. Trading ist ein risikoreiches Geschäft. Weitaus einfacher ist es den Chef zu fragen, ob man mehr Überstunden arbeiten könnte, sich einen Nebenverdienst zu suchen oder sich weiterzubilden. Geld kann man auf andere Weise und mit deutlich geringerem Risiko auch anderswo verdienen.

Das es beim Trading nicht nur auf das Geld verdienen ankommt muss von Anfang an klar sein, weil alle weiteren Entscheidungen sich nach dem übergeordneten Ziel (neben dem Geld) richten. Das beginnt schon beim Tradingstil.

Jemand, der mehr Zeit mit seiner Familie verbringen möchte, muss sich nicht mit Daytrading beschäftigen, da sitzt er nämlich von Markteröffnung in Europa 08:00 Uhr bis 22:00 Uhr, Marktschluss in den USA, vor dem Rechner. Einem andere hingegen ist die Zeit nicht so wichtig, da er eh viel und gerne arbeitet, sodass es ihm tatsächlich nur darauf ankommt was unterm Strich herausspringt.

2. Neueinsteiger habe eine falsche Erwartungshaltung

Der zweite Grund, weshalb Neueinsteiger an der Börse, insbesondere beim Trading, scheitern ist die Erwartungshaltung. Wenn man sein Konto nicht mindestens im ersten Jahr um 50% erhöht hat ist man ein Verlierer und kann das Trading an den Nagel hängen.

Nach der 90-90-90-Regel sollte jeder Anfänger, der nach einem halben Jahr noch bei +-0% ist, sich freuen. Denn schon Warren Buffett sagte:“Es gibt nur zwei Regeln beim Investieren. Regel Nummer eins: Verliere kein Geld! Die Zweite: Vergiss niemals Regel Nummer eins!“

Wenn wir schon einmal bei Warren Buffett sind können wir uns die annualisierten Renditen der absoluten Investmentprofis anschauen:

– Warren Buffet: ca. 12,5% p.a. (seit 1980)

– George Soros: ca. 30% p.a. (von 1973 bis 2000)

– Julian Robertson: ca. 31,7% p.a. (von 1980 bis 1989)

– Bill Ackman: ca. 16,7% p.a. (seit 2004)

Und dann gibt es noch die Börsenbriefe, Signaldienste oder Trading-Coaches, die einem Renditen pro Monat von 2%-5% verkaufen wollen. Das sind Renditen von 26,82% (2% im Monat) bis zu 79,59% (5% im Monat) im Jahr, welche sie jeden Monat, jedes Jahr wiederholbar erreichen wollen. Auch wenn das natürlich ausgemachter Unsinn ist haben diese Renditeversprechen doch einen erheblichen Einfluss auf die Renditeerwartungen von Neueinsteigern.

Kann man im Trading 5% im Monat erreichen. Natürlich, nur nicht jeden Monat immer und immer wieder, Jahr ein Jahr aus. Tatsächlich ist nicht die absolute Höhe der Rendite das Problem, sondern die fehlende Konstanz. Selbst marktbreite Indices wie der MSCI WORLD, DAX, NASDAQ und co. hatten Monate mit knapp zweistelligen Renditen. Jedoch waren diese Renditen sowohl negativ als auch positiv.

Gerade als Anfänger sollte man sich bewusst werden, dass man an der Börse nicht verlässlich schnell reich werden kann. Man sollte die Erwartungshaltung deutlich dämpfen und sich zunächst darauf konzentrieren kein Geld zu verlieren. Wer als Trader aktiv handelt und kein Geld verliert gehört, wie wir gesehen haben, zu den besten 20% aller Händler.

Kein Geld zu verlieren und in Folge dessen nicht enttäuscht und voller Ärger aufzuhören gibt einem die nötige Zeit, die es braucht das Trading richtig zu lernen. Womit wir zum dritten und letzten Grund kommen, warum die meisten Trader Geld verlieren.

3. Neueinsteiger fehlt die Marktkenntnis

Ohne einem festen Plan und mit einer falschen Erwartungshaltung das Trading zu beginnen mag nicht optimal sein, doch ohne das erforderliche Wissen um die Märkte und der Handelsinstrumente ist letztlich der entscheidende Punkt an dem nahezu alle Neueinsteiger scheitern.

a) Profitable Strategie

Anfängern fehlt es an einer profitablen Strategie. Sie meinen zwar eine Strategie zu verfolgen aber im Grunde kann man ihr Handle mit einem Wort beschreiben: Planlos. Mir ging es nicht anders.

Ich hatte mir ein Buch über Charttechnik (Technische Analyse mit CANDLESTICKS – Alle wichtigen Formationen und ihr Praxiseinsatz“ – Steve Nison) und eins über die fundamental Analyse („Wie man mit Aktien Geld verdient – Mit diesem erprobten System kann JEDER an der Börse gewinnen“ William J.O´Neil (CAN SILM Methode)) gekauft. Diese habe ich mit aufmerksam durchgelesen und nach ihrem Beispiel ein Handelssystem entwickelt – jedenfalls dachte ich das. Dann habe ich noch ein Buch über Finanzpsychologie mir ausgeliehen und mir das nötige Wissen über Derivate (in meinem Fall Optionen) angeeignet, teils aus Büchern teils aus dem Internet.

Rückblickend muss ich sagen: ich hatte keinen Plan. Ich wusste zwar was ein CFD, eine Option, ein Future, die Griechen und all diese technischen Dinge sind, nur kommt es darauf im Grunde gar nicht an. Dieses technische Wissen, wie bestimmte Produkte funktionieren, ist kein Vorteil, den man als privater Händler ausspielen kann. Es ist die Mindestvoraussetzung, um nicht an der Börse ausgenommen zu werden.

Anfänger verstehen nicht worauf es ankommt bei einer Strategie. Ein bestimmtes System (Verkauf von Put-Optionen, Kauf von Ausbrüchen, etc.) ist keine profitables Strategie. Das gehandelte Produkt und die angewendete Handelssystematik sind keine Strategie, sondern nur ein Instrument.

Die Frage, die man sich bei der Entwicklung einer Strategie erstellen muss ist: „Wann gewinnt meine Strategie, wann verliert sie und warum?“ Mit welchem Instrument man die daraus gewonnen Erkenntnisse umsetzt ist eine Frage, die erst danach beantwortet werden sollte.

Es gibt nur zwei Voraussetzungen für eine profitable Strategie:

1. Man muss anderes handeln als die Masse der Marktteilnehmer

2. Man muss mit diesem Handeln richtig liegen

Wir haben gesehen, dass rund 80% der Kunden bei CFD-Brokern Geld verlieren. Bei anderen Brokern wird es ein ähnliches Verhältnis geben, weil es nicht an den Handelsinstrumenten liegt, sondern an den Anlegern. Buy-and-Hold in ETFs, Daytrading oder Stillhaltergeschäfte mit Optionen sind alles für sich genommen keine profitablen Strategien.

b) Alles drum herum

Bei einigen Händler fehlt es auch an den Mindestvoraussetzungen. Die Anfänger wissen nicht was, wie, wann und wo sie handeln. Sie handeln Hebelzertifikate, Optionsscheine, ETNs, ETCs oder sonstige Produkte ohne zu verstehen wie diese funktionieren.

Beispielsweise kaufen sie eine Call-Option, um auf den steigenden Preis von Gold zu spekulieren. Über die nächsten Monate steigt Gold aber die gekaufte Call-Option wird immer weniger Geld wert. Wer jetzt nicht weiß woran dies liegen könnte sollte sofort aufhören Optionen zu handeln und sich intensiv mit den Griechen (Vega, Gamma, Delta und co.) beschäftigen.

Des Weiteren wissen viele unerfahrene Händler nicht worauf es bei ihrem Handel ankommt. Sie können entscheidende Fakten und Neuigkeiten nicht von Unwichtigem sogenannten noise (dt. Nebengeräuschen) unterscheiden. Klassisches Beispiel hierfür sind passive Buy-and-Hold Investoren, die ihre ETFs besparen, sich aber dennoch über die Lage an den Börsen und die Entwicklung der Weltwirtschaft informieren.

Für die Strategie des typische passive Investieren in ETFs ist es vollkommen unerheblich wie sich die Inflation entwickelt, ob der Häusermarkt einbricht oder China seine Cero-Covid-Strategie weiter aufrechterhält. Denn unabhängig von diesen Entwicklungen sollte man nach dieser Strategie so oder so nicht verkaufen.

Ähnliche Verhaltensweisen haben nahezu alle Anfänger. Ihnen fehlt schlichtweg die Erfahrung bestimmen zu können worauf es bei ihrem Handel ankommt und was sie nicht einmal betrachten sollten. Oft treffen neue Händler ihre Entscheidungen aufgrund von News oder Informationen, die für ihren Handel ohne Nutzen sind, welches sie davon abhält ihre Fehler systematisch auswerten und aus ihnen lernen zu können.

c) 10.000-Stunden-Regel

Die mangelnde Erfahrung von Neueinsteigern habe ich bereits thematisiert. In jeden Bereich sei es eine Sportart, eine Sprache oder eben das aktive Trading benötigt jeder Zeit, um richtig gut zu werden. Der Autor Malcolm Gladwell hat in seiner Buch: „Überflieger: Warum manche Menschen erfolgreich sind – und andere nicht“ die sogenannte 10.000-Stunden-Regel formuliert.

Nach dieser Regel braucht man ca. 10.000 Stunden intensiver Auseinandersetzung mit einem Thema, um in diesem richtig gut zu werden. Und das man im Trading richtig gut sein muss zeigt uns die Statistik der Broker, dass ca. 80% der Privatanleger Geld verlieren.

Es hilft also alles nichts. Anfänger im Trading verlieren über kurz oder lang Geld. Sie verlieren solange Geld bis sie keine Anfänger mehr sind. Daher sollte der Fokus von Neueinsteigern sein so wenig Geld wie möglich zu verlieren.

Dazu kann man entweder mit einem Demokonto anfangen. Damit kann man zumindest vermeiden grobe Fehler bei der Bedienung der Tradingpattform zu machen. Für alles weitere ist es ratsam seine Strategien mit echtem Geld umzusetzen aber nur mit sehr geringen Größenordnung.

Zuletzt muss man sich bewusst machen, dass man am Anfang Geld verlieren und erst mit der Zeit profitabel werden wird. Mit seinem Handel Gewinne zu erzielen geschieht nicht von Heute auf Morgen, sondern über einen Prozess der stetigen Verbesserung und Weiterentwicklung sowohl der Strategie als auch der Person als Trader.

II. Fazit

Die meisten Anfänger im Trading verlieren Geld. Dieser Tatsache sollte man sich bewusst sein und es für sich akzeptieren. Sobald man sein Ziel vor Augen hat, seine Erwartungshaltung dementsprechend angepasst hat und beginnt an einer profitablen Strategie zu arbeiten muss man sich nur noch Zeit geben. Als Neueinsteiger kann man an der Börse schnell reich werden und zwar genauso wie bei der Lotterie, indem man Glück hat.