Saisonalität im VIX

„Sell in May and go away, but remember to come back in Dezember“

Eine bekannte Börsenweisheit, die sich auf den Aktienmarkt bezieht. Doch gibt es die gleiche Saisonalität im VIX? Die hohe Korrelation zwischen S&P500 und VIX von ca. -0,7 lässt zumindest die Vermutung zu. Aus diesem Anlass betrachten wir, ob der VIX einem saisonalem Muster folgt.

Suche nach saisonalen Mustern in historischen VIX-Daten

Sollte es eine Saisonalität im VIX geben müsste sie sich in den historischen Daten finden lassen. Einzelne Monate, beziehungsweise Jahresabschnitte müssten sich signifikant anderes verhalten als die übrige Zeit des Jahres.

In der folgenden Tabelle sind die Schlusskurse des VIX der Jahre 1990 bis 2021 nach Monat aufgeschlüsselt:

Monat*ModalwertMedianDurchschnitt
01 Januar1217.8819.02
02 Februar1518.219.52
03 März1417.6920.18
04 April1316.8218.93
05 Mai1316.9218.27
06 Juni1717.2518.38
07 Juli1316.7417.82
08 August1217.219.24
09 September1317.5620.46
10 Oktober1518.1221.77
11 November1317.8920.44
12 Dezember1217.9919.44

*Wert, der am häufigsten vorkommt

Gibt es eine Saisonalität im VIX?

Man hätte erwartet, dass der VIX von Mai bis November im Durchschnitt, Median oder Modalwert auffällig erhöht ist und die saisonal schwache Zeit im S&P500 widerspiegelt. Die Daten stützen diese Vermutung nicht:

 

Minimum

Modalwert

Median

Durchschnitt

Maximum

Mai bis November

9,14

13

17,3

19,48

80,86

Dezember bis April

9,15

13

17,66

19,42

82,69

Die erste Auffälligkeit ist, dass im Monat Juni der häufigste Wert des VIX zwischen 1990 und 2021 ein Indexstand von 17 war. Dies ist deshalb ungewöhnlich, da der Modalwert über das Jahr hinweg zwischen 12 und 13 liegt. Auch der Februar(15), März(14) und Oktober(15) weichen von diesem Muster ab, jedoch nicht in dem Ausmaß wie der Juni.

Der Modalwert des Juni liegt 25% über dem Modalwert des ganzen Jahres. Wenn man davon ausginge, dass die Sommermonate aufgrund des geringen Handelsvolumen generell volatiler seien als der Rest des Jahres, müsste nicht nur der Juni, sondern auch der Juli oder August erhöhte Werte aufweisen. Der Juni und der August sind mit einem Modalwert von 13 nicht auffällig.

Die zweite Auffälligkeit besteht darin, dass nichts Weiteres ungewöhnlich, unerwartet oder außer der Reihe ist. Bis auf kleinere Abweichungen, die bei einer jeden statistischen Auswertung vorkommen, lässt sich nicht feststellen, dass der VIX einem saisonalen Effekt unterliegt.

Die größte Abweichung eines Monat vom Median der letzten 30 Jahre im VIX liegt bei lediglich 5% und beim Durchschnitt liegt die größte Abweichung im Oktober mit einem um 10% erhöhten Wert.

Warum gibt es kein saisonales Muster im VIX?

Eine mögliche Erklärung ist, dass die Saisonalität im Aktienmarkt ebenfalls nicht besteht bzw. nicht ausgeprägt genug ist. Bei jeder Untersuchung von Datenreihen treten vermeintliche Muster auf. Ich bin mir sicher, dass wenn man die Renditen am Aktienmarkt im Lichte des Mondzyklus betrachten würde, der geneigte Betrachter auch darin Muster feststellen könnte.

Mit anderen Worten es könnte nur ein Zufall sein und der Börsenspruch: „Sell in May and go away, but remember to come back in Dezember“, auch für den Aktienmarkt falsch sein.

Zweitens hilft es zu Fragen warum es überhaupt eine Saisonalität beim VIX geben könnte? In Rohstoffen wie Öl, Gas oder Kohle lassen sich saisonale Preisveränderungen anhand der gesteigerten Nachfrage im Winter auf der nördlichen Halbkugel erklären.

Bei landwirtschaftlichen Erzeugnissen wie Korn, Reis oder Sojabohnen sind die Erntezyklen Ursache saisonaler Schwankungen. Für die Nachfrage nach Optionen, welcher der VIX widerspiegelt, fällt mir kein Grund ein warum diese im Januar höher sein sollte als im Juni oder am Ende des Jahres.

Fazit

Es ist deutliche geworden, dass es keine Saisonalität im VIX gibt. Zudem gibt es keinen logischen Grund für ein saisonales Muster der impliziten Volatilität, wie es etwa in den Rohstoffmärkten der Fall ist. Damit brauchen wir den aktuellen Monat oder die Jahreszeit für unsern Handel der Volatilität nicht zu betrachten und können uns auf die Dinge konzentrieren, die wirklich relevant sind.

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