Für viele neue Trader ist die Trefferquote ein Qualitätsmerkmal für eine erfolgreiche Handelsstrategie. Bei der Rückrechnung einer Handelsidee oder der Bewertung anderer Trader auf den gängigen Social Trading Plattformen wie eToro oder NAGA wird die Trefferquote prominent angezeigt und ist entscheidungsrelevant. Was die Trefferquote genau aussagt und warum sie nicht isoliert betrachtet werden sollte, erfährst du in diesem Artikel.

Als Trefferquote wird der Anteil abgeschlossener Trades im Gewinn zu der Gesamtanzahl aller geschlossenen Trades bezeichnet. Die Trefferquote ist also der Prozentsatz aller Trades, die mit einem Gewinn geschlossen wurden.

Viele aktive Händler und Investoren nutzen die Trefferquote, um eine Handelsstrategie auszuwerten bzw. zu bewerten.

Im Allgemeinen gilt, je höher die Trefferquote, desto konstanter erzielt der Trader Gewinne.

Die Trefferquote wird auch als Gewinnquote, im englischen, win/loss oder success ratio bezeichnet.

Berechnung der Trefferquote

Ein Trader hat über die vergangenen 6 Monate 50 mal gehandelt, wovon er 35 mal einen Gewinn erzielt hat und die restlichen 15 mal einen Verlust verbuchen musste.

Zur Berechnung seiner Trefferquote gibt es zwei Möglichkeiten.

1. Trefferquote

Zum einen kann man berechnen auf wie viele Verlusttrades ein Gewinntrade erfolgt ist. Dazu teilt man die Anzahl der Gewinntrades durch die Anzahl der Verlusttrades:

Trefferquote = # der Gewinner/ # der Verlierer

Beispiel:

Trefferquote = 35 / 15

Die Trefferquote liegt bei 2,33. In unserem Beispiel folgten auf ca. zwei Trades im Gewinn durchschnittlich ein Verlusttrade.

2. Trefferquote in Prozent

Zum anderen kann man die Trefferquote auch in Prozent ausdrücken. Dazu teilt man die Anzahl der Gewinntrades durch die Anzahl aller Trades und multipliziert das Ergebnis mit 100:

Trefferquote in % = (# der Gewinner/ # aller Trades) * 100

Beispiel:

Trefferquote in % = (35 / 50) * 100

Die Trefferquote beträgt 70%. Damit hat der Trader in 70% der Fälle einen Gewinn erzielt und seinen Trade erfolgreich abgeschlossen.

Vorteile der Trefferquote

Die Trefferquote ist eine gute Kennzahl, um schnell und unkompliziert seine abgeschlossenen Trades auszuwerten. Mit ihre kann man auf den Erfolg, in der Zusammenschau mit anderen Kennzahlen, einer Handelsstrategie schließen.

Des Weiteren lässt sich mit der Trefferquote die Wahrscheinlichkeit errechnen mit der neue Trades im Gewinn geschlossen werden können. Bei gleichbleibenden Umständen, wie der Marktsituation und der Handelsstrategie, lassen sich Prognosen über die zukünftige Portfolioentwicklung anstellen.

Nachteile der Trefferquote

Die Trefferquote sollte nicht allein betrachtet werden, da sie einige Defizite aufweist. Auch wenn man mit der Trefferquote auf die Gewinnwahrscheinlichkeit zukünftiger Trades schließen kann drückt sie nicht die durchschnittliche monetäre Höhe der Gewinne und Verluste aus.

So kann es sein, dass ein Trader mit einer hohen Trefferquote, jenseits von 50%, dennoch unterm Strich Geld verliert, wenn der nur sehr wenig Geld pro Trade gewinnt aber in seinen Verlusttrades enorm viel verliert.

Interpretation der Trefferquote

Je höher die Trefferquote, desto besser.

Die meisten Trader haben eine Trefferquote um 50%. Je nach Strategie kann die Trefferquote bis zu 95% betragen. Damit ist nicht gesagt, dass der Trader profitable ist, dies hängt auch von anderen Faktoren ab.

Es gibt einige Punkte, die man bei der Interpretation der Trefferquote beachten sollte.

1. Anzahl der Trades für die Berechnung der Trefferquote

Es ist wichtig die Trefferquote aus einer ausreichenden Anzahl von Trades zu berechnen.

Je mehr Trades vorhanden sind, desto aussagekräftiger ist die Trefferquote. Bei einer geringen Anzahl von abgeschlossenen Trades haben Glück, Zufall und andere Faktoren einen zu hohen Einfluss auf die Trefferquote und verfälschen sie zu stark.

Deswegen ist die Trefferquote insbesondere bei Daytradern und anderen kurzfristig orientierten Swingtradern eine beliebte Kennzahl. Für mittel bis langfristig anlegende Investoren verliert die Trefferquote für sich genommen an Bedeutung.

2. Betrachtungszeitraum für eine aussagekräftige Trefferquote

Grundsätzlich gilt, dass die Trefferquote, unabhängig von der Haltedauer und Frequenz der Handelsaktivität, erst ab einigen Monaten verlässliche Aussagen liefert.

Unter der Betrachtung von mindestens einigen Monaten können externe Faktoren, wie die aktuelle Marktsituation, Glück und Zufall die Trefferquote verfälschen.

3. Die Trefferquote nicht isoliert betrachten

Die Trefferquote muss immer mit anderen Kennzahlen gemeinsam herangezogen werden, um die Erfolgsaussichten einer Tradingstrategie zu bewerten. Die Trefferquote gibt nur die Wahrscheinlichkeit eines Gewinnes an, nicht aber wie hoch die Gewinner bzw. die Verlierer sind.

Die meisten Trader betrachten die Trefferquote zusammen mit dem Chancen-Risiko-Verhältnis. Das Chancen-Risiko-Verhältnis gibt an wie hoch der durchschnittliche Gewinner und Verlierer ausgefallen ist.

Zur Berechnung des Chancen-Risiko-Verhältnisses teilt man die Höhe des durchschnittlichen Gewinnertrades durch die Höhe des durchschnittlichen Verlierertrades.

CRV = Ø Gewinn pro Trade / Ø Verlust pro Trade

Beispiel:

Unser Trader hat mit den 35 Trades, die er im Gewinn geschlossen hat, durchschnittlich 50€ erzielt.

Mit den 15 Verlierertrades hat der durchschnittlich 30€ verloren.

50€ / 30€ = 1,66

Das Chancen-Risiko-Verhältnis beträgt 1,66 womit der Trader durchschnittlich 1,66-mal mehr Gewinn pro Trade erzielt als Verlust.

Alles in allem ist die Handelsstrategie in unserem Beispiel erfolgreich und profitabel. Die Trefferquote liegt bei 70% und das Chancen-Risiko-Verhältnis bei 1,66. Damit gewinnt nicht nur der Trader weitaus öfter als er verliert, sondern er gewinnt beim Gewinnen auch mehr Geld als er mit seinen Verlierertrades durchschnittlich verliert.

Fazit zur Trefferquote

Die Trefferquote ist, insbesondere bei kurzfristig orientierten Tradern, eine hilfreiche Kennzahl zur Ermittlung der Profitabilität eines Handelssystems. Jedoch muss man sie im Zusammenschau mit anderen Kennzahlen wie dem Chancen-Risiko-Verhältnis und anderen Kennzahlen betrachten.

Anders als in dem genannten Beispiel ist es meisten eine Abwägung zwischen einer hohen Trefferquote und einem hohen Chancen-Risiko-Verhältnis. In der Regel kann man nicht eine hohe Trefferquote und eine hohes Chancen-Risiko-Verhältnis haben.

Die Trefferquote isoliert zu betrachten macht keinen Sinn. Ein rentables Handelssystem besteht aus mehr als aus dem Verhältnis von Gewinnertrades zu Verlierertrades.

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