In vielen Fondsvergleichsportalen wie z.B. finanzen.net findet sich die Portfoliokennzahl der Upside und Downside Capture Ratio. Die Capture Ratio ist unterteilt in eine für steigende Märkte (Up) und eine für fallende Märkte (Down).

Vorstellung der Capture Ratio

Die Capture Ratio ermöglicht es dem Anleger zu erkennen, ob ein Fondsmanager über echte Fähigkeiten verfügt. Eine kardinale Voraussetzung für eine Outperformance-Strategie ist es, in steigenden Marktphasen mehr zu gewinnen und/oder in fallenden Marktphasen weniger zu verlieren als der Vergleichsindex. Diese asymmetrische Renditeverteilung soll unter anderem mit Hilfe der Capture Ratio identifiziert werden.

Die Capture Ratio drückt aus, wie sich ein Fonds bei steigenden bzw. fallenden Indexkursen verhält. Je höher die Capture Ratio Up, desto besser, das Gegenteil gilt für die Capture Ratio Down. Sowohl die Capture Ratio Up als auch die Capture Ratio Down liegen bei den meisten Fonds zwischen 10% und 200%.

Wie die Capture Ratio berechnet wird und was sie genau über einen Fonds/eine Strategie aussagt, erfahren Sie im Folgenden.

Berechnung der Capture Ratio

Um die Capture Ratio eines Fonds zu berechnen, benötigt man zunächst die monatlichen Renditen des Fonds und des Index, mit dem der Fonds verglichen werden soll.

Datummonatliche Renditen des Fondsmonatliche Renditen der Benchmark
01.0100
01.023,51,5
01.03-0,51
01.041,75-0,5
01.051,052
01.06-2,1-5,21
01.070,840,05
01.081,280,5
01.09-0,05-0,23
01.10-1,320,1
01.1120,37
01.120,09-0,67

Diese monatlichen Renditen werden nun nach den Renditen der Benchmark sortiert, und zwar nach den Monaten, in denen die Benchmark positive bzw. negative Renditen erzielt hat.

Nachdem wir die Renditen des Fonds nach den Renditen der Benchmark sortiert haben, müssen wir nun die CAGR (annualisierte Rendite) der Benchmark und des Fonds aus diesen Renditen berechnen.

Zuletzt wird das Verhältnis der CAGR der Benchmark und des Fonds berechnet:

Capture Ratio = (100/Benchmark-CAGR)*Fonds-CAGR

Für die Upside Capture Ratio wählt man die positiven Monatsrenditen der Benchmark und die Rendite des Fonds in diesen Monaten. Für die Downside Capture Ratio werden die negativen monatlichen Renditen der Benchmark und die Rendite des Fonds in diesen Monaten gewählt.

Berechnung der Capture-Ratio-UP

Datummonatliche Renditen der BenchmarkBenchmark Renditen > 0monatliche Renditen des FondsFonds Renditen, wenn die Benchmark Rendite > 0 war
01.0100
01.021,51,53,53,5
01.0311-0,5-0,5
01.04-0,51,75
01.05221,051,05
01.06-5,21-2,1
01.070,050,050,840,84
01.080,50,51,281,28
01.09-0,23-0,05
01.100,10,1-1,32-1,32
01.110,370,3722
01.12-0,670,09

Upside CAGR der Benchmarkt beträgt: 5,52%

Upside CAGR des Fonds beträgt: 6,85%

Die Capture-Ratio-Up des Fonds beträgt damit: (100/5,52%)*6,85%= 124,09%

Berechnung der Capture-Ratio-Down

Datummonatliche Renditen der BenchmarkBenchmark Renditen < 0monatliche Renditen des FondsFonds Renditen, wenn die Benchmark Rendite < 0 war
01.0100
01.021,53,5
01.031-0,5
01.04-0,5-0,51,751,75
01.0521,05
01.06-5,21-5,21-2,1-2,1
01.070,050,84
01.080,51,281
01.09-0,23-0,23-0,05-0,05
01.100,1-1,32
01.110,372
01.12-0,67-0,670,090,09

Downside CAGR der Benchmarkt beträgt: -6,61%

Downside CAGR des Fonds beträgt: -0,31%

Die Capture-Ratio-Down des Fonds beträgt damit: (100/-6,61%)*-0,31%= 4,69%

Auswertung der Capture Ratio

Das verwendete Beispiel zeigt einen ausgezeichneten Fonds, der mehr gewinnt, wenn der Markt steigt. Im Gegenzug verliert er sehr wenig, wenn der Markt fällt. Der Fondsmanager schafft einen echten Mehrwert für seine Anleger. Diesen Mehrwert bieten jedoch nur sehr wenige aktive Strategien.

In der Regel verlieren Fonds, die im Bullenmarkt eine Upside Capture Ratio von über 100% aufweisen, im Bärenmarkt auch mehr als der Index. In solchen Fällen ist das Verhältnis der Upside Capture Ratio zur Downside Capture Ratio entscheidend. Jeder Investor sollte eine höhere Upside als Downside Capture Ratio anstreben.

Bei vielen aktiven Strategien ist es unvermeidlich, mit der Upside Capture Ratio auch die Downside Capture Ratio zu erhöhen oder zu senken. Insbesondere Trendstrategien oder Branchenspezialisierungen, z.B. auf Biotechnologie oder Hightech, sind anfällig für hohe Capture Ratios. Bei diesen Strategien sollte man als Anleger darauf achten, dass der Anbieter dieser Strategien nicht nur das Beta gehebelt an einen weitergibt, sondern einen echten Mehrwert liefert.

Oft sehen diese aktiven Strategien in Phasen steigender Märkte sehr gut aus, wie etwa die ETFs und Fonds von Cathie Wood, und die Manager werden als Investmentgurus verehrt, aber ihr Erfolg ist meist zufällig und stark an die allgemeine Performance des gesamten Aktienmarktes gekoppelt. Als Anleger sollte man sich von dieser sehr guten absoluten Performance nicht blenden lassen und genau hinschauen, ob die Strategie einen Mehrwert liefert, die Capture Ratio ist dabei nur eine, wenn auch sehr aussagekräftige Kennzahl.

Die Capture Ratio befasst sich mit dem Kern des aktiven Investierens, der Erzielung asymmetrischer Ergebnisse. Das Verhältnis der Capture Ratio Up zur Capture Ratio Down zeigt an, ob die Strategie tatsächlich Mehrwert schafft. Es gibt drei Konstellationen, die auf einen Mehrwert hindeuten:

  1. Die Capture Ratio Up ist größer als 100% und signifikant größer als die Capture Ratio Down, die ebenfalls größer als 100% ist. In diesem Fall gewinnt die aktive Strategie in guten Marktphasen mehr als der Gesamtmarkt, gibt aber auch mehr von diesen Gewinnen in einem Bärenmarkt ab. Sie gewinnt in guten Phasen mehr als sie in schlechten verliert.
  2. Die Capture Ratio Up ist kleiner als 100% und die Capture Ratio Down ist ebenfalls kleiner als 100%. Hier erzielt die aktive Strategie einen Mehrwert durch eine grundsätzlich defensivere Ausrichtung als der Gesamtmarkt. Sie verliert in Bärenmärkten weniger als sie in Bullenmärkten hinter einer Investition in den Gesamtmarkt zurückbleibt.
  3. Das Optimum einer aktiven Strategie liegt bei einer Capture Ratio Up über 100% und einer Capture Ratio Down unter 100%. Dieser Handelsansatz hat in der Vergangenheit in Bullenmärkten mehr gewonnen als der Gesamtmarkt und gleichzeitig in Phasen fallender Kurse weniger verloren.

 

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