Die meisten Investoren verstehen die herausragende Bedeutung von Diversifikation. Nicht ohne Grund gibt es die (Börsen-)Weisheit: „Lege nicht alle Eier in einen Korb“. Auf die Börse bezogen bedeutet dies unterschiedliche Wertpapiere zu halten, um durch die Diversifikation das unsystematische Risiko zu senken. Welches die Frage aufwirft was Diversifikation im Kern ist.

Die meisten Anleger verstehen unter Diversifikation eine große Anzahl von Aktien zu halten beispielsweise einen DAX oder S&P500 ETF oder, um sein Risiko auf möglichst viele Unternehmen zu verteilen, einen MSCI WORLD ETF. Manche mischen noch Edelmetalle, Anleihen oder Entwicklungsländer ihrem Portfolio bei. Am Ende erhält man ein Depot, welches einem der folgenden Kuchendiagramme ähnelt:

Quelle: Meb Faber: Global Asset Allocation, Fairvalue.

Es hört sich großartig an und es sieht nach einer guten Diversifikation aus. Doch ist ein Portfolio dann gut diversifiziert, wenn es aus möglichst vielen verschiedenen Wertpapieren mit unterschiedlichen Namen zusammengesetzt ist? Oder sind diese Portfolios nur dem Namen nach diversifiziert, da sich die einzelnen Anteil gleichartig bewegen? Um dieser Frage zu beantworten ist es wichtig auf die Korrelation der einzelnen Teile untereinander zu achten. Denn es hat wenig Sinn ein Portfolio zu erstellen, welches aus Einzelteilen zusammengesetzt ist, welche alle ungefähr zur gleichen Zeit steigen und in einem Bärenmarkt synchron fallen.

In diesem Artikel wird zunächst dargestellt was Korrelation eigentlich ist, um danach darauf einzugehen warum ein Portfolio eine möglichst geringe Korrelation zu einem Vergleichsindex haben sollte.

I. Was ist Korrelation

Korrelation ist eine statistische Kenngröße, welche misst wie sich zwei Investments in Bezug zueinander bewegen. Korrelation wird zumeist als Prozentwert angegeben, welcher von -100% bis +100% reichen kann. Je weiter die Korrelation von 0% entfernt ist, desto gleichgerichteter bewegen sich die Investitionen.

II. Interpretation der Korrelation

a) Korrelation in %

aa) Perfekte negative Korrelation

Korrelation von -100%:

Eine Korrelation von -100% bedeutet, dass die zwei betrachteten Investments (z.B.: Aktie, Put-Option) sich immer in die entgegengesetzte Richtung bewegen. Sie sind perfekt negativ korreliert.

Beispiel für perfekte negative Korrelation: Immer wenn Aktie A steigt, fällt die Put-Option B und umgekehrt.

Eine perfekte negative Korrelation ist zu interpretieren als wie die Beziehung zwischen einer Versicherung und dem Versicherungsgut. Sie deutet darauf hin, dass eine kausale Verbindung zwischen der Entwicklung beider Wertpapiere besteht. So steigt die Put Option im Wert, weil die Aktie fällt. Eine negativen Korrelationkoeffizient weißen z.B. auch ETFs mit ihren inversen Gegenstücken auf.

Jedoch sind die meisten negativen Korrelationen nicht perfekt, so weißen selbst Aktien und Put Optionen nicht immer eine negative Korrelation auf. Der Wert der Option orientiert sich zwar maßgeblich am Preis des Basiswertes jedoch bilden auch andere Faktoren den Preis einer Optionen, sodass der Zeitwertverfall oder ein Rückgang des Vega dazu führen können, dass einen Put-Option an Wert verliert, obwohl der Preis des Underlyings fällt.

bb) Perfekte positive Korrelation

Korrelation von +100%:

Eine Korrelation von +100% drückt aus, dass die zwei betrachteten Investments (z.B.: Aktie, ETF) immer in die gleiche Richtung streben. Sie sind perfekt positiv korreliert.

Beispiel für perfekte positive Korrelation: Immer wenn Aktie A steigt, steigt der ETF B auch und vice versa.

Auch perfekte positive Korrelation gibt es nur vereinzelt. Beispiele hierfür sind ein Index und sein ETF oder ein ETF und ein Hebel-ETF auf den selben Index. Eine perfekte positive Korrelation deutet daraufhin, dass eine kausale Verbindung zwischen den beiden Wertpapieren besteht.

cc) Perfekte Unabhängigkeit

Korrelation von 0%:

Eine Korrelation von 0% impliziert, dass es überhaupt keine Korrelation gibt. Die Wertpapiere verhalten sich absolut unabhängig voneinander.

Eine Korrelation von 0%,+100% oder -100% kommt in der Wirklichkeit so gut wie nie vor. Bei der Betrachtung der Korrelation zweier Wertpapiere wird der Wert irgendwo zwischen -100% und +100% liegen.

b) Korrelation und Kausalität

Aus dem Wert der Korrelation lässt sich nicht auf einen Ursachenzusammenhang zwischen zwei Wertpapieren schließen. Weder deutet eine hohe Korrelation, sei sie positiv oder negativ, darauf hin, dass es einen Grund dafür geben muss, noch eine geringe Korrelation, dass es keinen Ursachenzusammenhang zwischen den zwei betrachteten Investments gibt.

Wichtig ist hierbei zu betonen, dass es kein Naturgesetz ist, dass aus einer hohen Korrelation auf einer Kausalkette beruht. In der Praxis bauen viele Portfolios, insbesondere solche, welche auf der modernen Portfoliotheorie beruhen, auf Korrelationen auf. So bestehen viele Portfolios aus einer Mischung aus Aktien und Anleihen, weil sie historisch negativ miteinander korreliert sind. Halten diese Korrelationen nicht stand, weil sich beide Wertpapiere oder Assetklassen in die gleiche Richtung bewegen, verlieren diese Portfolios mehr als erwartet an Wert. Ein gutes Beispiel für den Zusammenbruch der negativen Korrelation von Aktien und Anleihen war der Marktzusammenbruch im Jahr 2020 und der Bärenmarkt im Jahr 2022.

Gerade das Jahr 2022 war besonders verlustreich für Strategien, welche auf eine negative Korrelation von Aktien und Anleihen gesetzt haben. In diesem Jahr verloren sowohl Anleihen als auch Aktien an Wert. Historische Korrelationen sind kein Beleg für Kausalität und lassen sich nicht mit Sicherheit in die Zukunft fortschreiben.

Beispiel: Nur weil die Korrelation zwischen Apple und dem S&P500 hoch ist (größer 80%) deutet dies nicht darauf hin, dass Apple den S&P500 steigen lässt bzw. der S&P500 fällt, weil Apple fällt.

II. Bedeutung einer geringen Korrelation zum Vergleichsindex

Nahezu alle modernen Portfolios sind auf dem Grundgedanken der Diversifikation aufgebaut. Man fängt mit einem Wertpapier an und nimmt Weitere hinzu, jedenfalls sollte man dies, wenn sie die Diversifikation erhöhen. Ein Anhaltspunkt, um festzustellen, ob ein Wertpapier die Diversifikation des Portfolios erhöht, ist die Berechnung der Korrelation der Wertpapiere zueinander. Die meisten Portfolios, welche wie die gezeigten Kuchendiagramme aussehen, setzen sich aus Einzelteilen zusammen, welche eine hohe Korrelation haben.

Sind dies also diversifizierte Portfolios, wenn sie zwar den Namen nach aus unterschiedlichen Teilen zusammengesetzt sind, sich doch die meiste Zeit in die gleiche Richtung bewegen. Sie mögen unterschiedlich stark fallen bzw. steigen, aber die Zeiträume in denen sie entweder das eine oder das andere machen überschneiden sich stark.

Viele Anlageklassen, seien es Anleihen, Immobilien oder Aktien aus einem bestimmten Sektor (Value, Momentum, Nebenwerte, aus Entwicklungsländern) weisen eine hohe Korrelation zum breiten Aktienmarkt auf. Deswegen nützt es wenig die Eier auf unterschiedliche Körbe zu verteilen, sie dann aber alle mit einem Karren zu transportieren. Wenn der Karren umkippt, erleiden alle Eierkörbe Verluste.

Aus diesem Grund sollte man sein Portfolio so gestalten, dass es aus unkorrelierten Vermögenswerten besteht. Eine geringe Korrelation zu einem gewählten Vergleichsindex sollte ein Auswahlkriterium sein.

III. Vermögenswerte mit einer geringen Korrelation zum Aktienmarkt

Es gibt zwei Assetklassen, die eine geringe Korrelation zum Aktienmarkt aufweisen. Rohstoffe, insbesondere Edelmetalle wie Gold, Silber und Platin, bewegen sich historisch betrachtet unabhängig von Aktien. Ebenso wiesen Staatsanleihen in der jüngsten Vergangenheit eine geringe Korrelation zum Aktienmarkt auf.

a) Rohstoffe

Auf lange Sicht haben Rohstoffe eine relativ geringe Korrelation zum Aktienmarkt. Der Grund dafür liegt darin, dass Rohstoffmärkte sogenannte „Range-Märkte“ sind, sie bewegen sich meistens in einem bestimmten Bereich. Das Problem mit den meisten Rohstoffen ist, dass sie nicht unbegrenzt lagerbar sind und daher keine Möglichkeit bieten ein Portfolio langfristig zu diversifizieren.

Ausgenommen sind alle unbegrenzt lagerbaren Rohstoffe, also Edelmetalle, wie Gold, Silber und Platin. Aufgrund ihrer geringen Korrelation zum Aktienmarkt sind Edelmetalle eine gangbare Möglichkeit ein Depot zu diversifizieren.

b) Staatsanleihen

In der näheren Vergangenheit waren Staatsanleihen eine gute Diversifikation eines Aktienportfolios, aufgrund ihrer negativen Korrelation zum Aktienmarkt. Jedoch ist fraglich, ob mit Zinsen auf historischen Niedrigständen, Anleihen weiterhin als Quelle der Diversifikation dienen können.

Des Weiteren zeigen neuere Studien, dass es durchaus Phasen in der Historie der Kapitalmärkte ab, in denen sich Aktien und Anleihen über längere Zeiträume in die gleiche Richtung bewegt haben. Die in der relativ jungen Vergangenheit (ca. 40 Jahre) vorliegende negative Korrelation zwischen Staatsanleihen und dem Aktienmarkt mag nicht das Naturgesetz der Portfoliotheorie sein für die es lange Zeit gehalten wurde.

Was sich im Crash 2020 schon anfing abzuzeichnen, dass Anleihen, Gold und Aktien eine hohe Korrelation aufweisen, setzt sich im Bärenmarkt 2022 deutlicher fort. Seit Anfang des Jahres 2022 gibt haben Investoren sowohl mit Aktien, Gold und auch mit Anleihen Geld verloren. Anleihen, die einst als „sicherer Hafen“ während Marktrückgängen handelt bzw. gehalten wurden, haben ebenso wie Aktien deutlich im Wert nachgegeben.

Bei historischen Betrachtungen von Aktien und Staatsanleihen, welche über die letzten 40 Jahre hinausgehen, kommt man zu dem Schluss, dass Aktienmärkte und Staatsanleihen eine geringe Korrelation aufweisen. Es gibt keine starke Verbindung von Aktienrenditen und den Renditen von Staatsanleihen.

c) Aktive Strategien

Die meisten „aktive gemanagte“ Strategien/Fonds verdienen ihren Namen nicht. Sie bilden im Grunde einen Index nach. Der einzige Unterschied zwischen ihnen und einem passiven ETF ist entweder die Gewichtung einzelner Aktien in ihrer Strategie oder die Möglichkeit die Investitionsquote zu senken, also den Teil der in Aktien investiert. Sie betreiben etwas was sich „Indexkuscheln“ nennt.

Ihre Korrelation zu ihrem Vergleichsindex ist nicht bei 100% wie bei einem passiven ETF, sondern meisten im Bereich um 90%. Die meiste Zeit steigen sie mit dem Markt nach oben und fallen mit ihm in die Tiefe. Sie führen durch ihre Beimischung nicht unbedingt zu einer höheren Diversifikation eines aus Aktien bestehenden Portfolios.

Nur Strategien, die die Möglichkeit haben in Wertpapiere zu investieren, die eine Korrelation von 0 bzw. eine negative Korrelation zum Aktienmarkt aufweisen, führen zu einem diversifizierten Portfolio, welches den Namen auch verdient. Eine Korrelation von 0% zum Aktienmarkt haben Barmittel, da sie keine Rendite, weder positiv noch negativ (abgesehen von der Inflation), haben.

Eine perfekte negative Korrelation zum Aktienmarkt weisen Inverse-ETFs auf. Oder man setzt auf Wertpapiere mit positiven Vega, also auf Derivate, welche ansteigen, wenn die Volatilität im Aktienmarkt ansteigt. Der VIX, ein Index, der Volatilität am US-Aktienmarkt misst, hat eine Korrelation von ca. -0,8 zum S&P500 Aktienindex.

Es kann sinnvoll sein aktive Strategien in sein Portfolio aufzunehmen, welche die Möglichkeit besitzen entweder gänzlich in Cash zu gehen bzw. Wertpapiere zu halten, die von fallen Kursen am Aktienmarkt profitieren.

Dazu muss man jedoch zunächst die Korrelation dieser aktiven Strategie zum Vergleichsindex errechnen. Eine möglichst geringe Korrelation ist dabei erstrebenswert.

IV. Verwandte Fragen

a) Warum fallen alle Aktien auf einmal?

Die meisten Aktien fallen, aufgrund ihrer hohen Korrelation zueinander, gleichzeitig. Die hohe Korrelation unterschiedlicher Aktien liegt an gemeinsamen, makroökonomischen Einflussfaktoren wie dem Zins der Notenbanken, der Arbeitslosenquote, der allgemeine Wirtschaftssituation und vielen weiteren Faktoren. Diese Einflussfaktoren sind für die übergeordnete Bewegung von Aktien verantwortlich, wobei sich ihre Auswirkungen von Unternehmen zu Unternehmen stark unterscheiden.

b) Warum sind Aktien und Anleihen negativ korreliert?

In der Theorie haben Aktien und Staatsanleihen eine negative Korrelation, weil Anleger in schwierigen Zeiten ihr Geld in sicheren Staatsanleihen anlegen und in vielversprechenden Zeiten das gleiche Geld aus Staatsanleihen abziehen, um es in Aktien zu investieren. Das knappe Gut Geld wird entweder in Staatsanleihen oder in Aktien investiert. Die negative Korrelation folgt aus der Allokationsentscheidung der Marktteilnehmer.

c) Warum haben Aktien und Immobilien eine hohe Korrelation?

Aktien und Immobilien sind beide risikobehaftete Vermögenswerte. Die gleichen makroökonomischen Gründe, die für eine Investition in Aktien versprechen begünstigen gleichzeitig den Kauf einer Immobilie zur Wertanlage. Grundsätzlich reagieren Aktienmärkte schneller auf Veränderungen jedoch folgen die Preise der Immobilien mit etwas Zeitverzug.

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