Für meinen Handel vom VXX mit Weekly-Optionen wollte ich wissen wie viel der VXX durchschnittlich pro Woche verliert. Über die Anwendung der CAGR-Formel auf den S&P 500 VIX Short-Term Futures Index (SPVIXSTR), auf dessen Grundlage alle kurzfristigen Volatilitätsprodukte wie der VXX, UVXY und SVXY basieren, lässt sich dies herausfinden.

Der durchschnittliche Verfall des VXX pro Woche beträgt -1,15%. Jedoch nimmt der VXX nicht stetig mit dieser Rate ab. Im Durchschnitt allerdings verliert der VXX pro Tag -0,23%, pro Monat -4,75%, pro Quartal -13,58% und pro Jahr -44,2%.

I. Durchschnittlicher Verfall des VXX

Der VXX ist seit dem 29.01.2009 handelbar. Er war für 10 Jahre angelegt und lief am 29.01.2019 aus. Barcleys hat, aufgrund des großen Erfolges des VXX, ein Nachfolgeprodukt aufgelegt den VXXB, welcher seit Mai 2019 das Tickersymbol des ausgelaufenen VXX übernommen hat.

Seit Beginn des VXX ist er durchschnittlich um -0,3% pro Tag gefallen.

Ich habe einen Verfallsrechner erstellt, da sich der durchschnittliche Verfall des VXX je nach Betrachtungszeitraum unterscheiden kann. Damit können Sie erstens den vergangen durchschnittlichen Verfall ausrechnen, weiter können Sie den wahrscheinlichen zukünftigen Stand des VXX für einen beliebigen Zeitpunkt in der Zukunft, oder drittens die Anzahl der Tage bis der VXX voraussichtlich einen bestimmten Wert erreichen wird, berechnen.

In der nachfolgenden Tabelle ist der durchschnittliche Verfall des VXX pro Tag, Woche, Monat, Quartal als auch pro Jahr in unterschiedlichen Betrachtungszeiträumen aufgelistet:

Durchschnittlicher Verfalls pro Periode

Seit Auflage der VIX-Futures

Beginn des VXX bis zum Auslaufen

Letzten 10 Jahre

252-Moving-Average

Extreme Hochpunkte des VXX

täglich

-0,25%

-0,31%

-0,44%

-0,23%

-0,34%

wöchentlich

-1,25%

-1,55%

-2,16%

-1,15%

-1,69%

monatlich

-5,15%

-6,34%

-8,75%

-4,75%

-6,93%

quartalsweise

-14,67%

-17,92%

-24,03%

-13,58%

-19,37%

jährlich

-46,97%

-54,60%

-66,69%

-44,23%

-57,74%

II. Problem der unterschiedlichen Zeiträume

1. Problem der CAGR

Problematisch bei der Betrachtung des durchschnittlichen Verfalls des VXX mithilfe der CAGR ist, dass die Ergebnisse dramatisch variieren können je nach gewählten Beginn bzw. Ende des Betrachtungszeitraums. Wir wissen daher nicht, ob der Beginn der VIX-Futures, auf denen der VXX beruht, das erhaltene Ergebnis verzerrt und damit die „echte“ Verfallrate berechnet wurde.

Aus diesem Grund habe ich in der obenstehenden Tabelle unterschiedliche Zeiträume angegeben.

Die Berechnung der „echten“ durchschnittlichen Verfallrate ist unmöglich, da sie wesentlich von den Marktumständen abhängt, welche sich laufend ändern. Um diesem Umstand Rechnung zu tragen habe ich einige mögliche Betrachtungszeitäume gewählt, um zumindest eine Spektrum für den durchschnittlichen Verfall zu erhalten.

2. Extreme Hochpunkte

Für die Betrachtung eines ganzen Zyklus habe ich den extremen Hochpunkt aus der Finanzkrise 2008-2009 gewählt (23.02.2009) und der Hochpunkt im VXX im Coronacrash (18.03.2020). Dazu muss man den VXX ohne Splits heranziehen.

Anfangswert: 5341,85$

Endwert: 0,3784$

Betrachtungsperiode

Anzahl der Perioden

CAGR (in %)

täglich

2786

-0,34

wöchentlich

557,2

-1,69

monatlich

132,6

-6,93

quartalsweise

44,2

-19,37

jährlich

10,05

-57,74

3. Gleitender Durchschnitt (252-MMA)

Zur Glättung der VXX-Datenreihe habe ich die CAGR auf den 252-Moving-Average des VXX angewendet. Für den 252-Moving-Average habe ich mich aufgrund der 252 Handelstage in einem Jahr entschieden (Konvention des Handels mit Terminkontrakten). Die Betrachtung beginnt 252 Handelstage nach der Einführung der VIX-Futures im Jahr 2004, also am 29.03.2005, und endet am 23.07.21.

Anfangswert: 552336,001$

Endwert: 30,2851$

Betrachtungsperiode

Anzahl der Perioden

CAGR (in %)

täglich

4109

-0,23

wöchentlich

821,8

-1,15

monatlich

195,6

-4,75

quartalsweise

65,2

-13,58

jährlich

13,305

-44,23

4. Verfall des VXX je nach Präsidenten der USA

Theoretisch kann man jeden beliebigen Zeitraum seit 2004 auswählen. So habe ich den durchschnittlichen Verfall je nach amtierenden Präsidenten der USA errechnet.

Präsident

Zeitraum

Verfall pro Handelstag

Obama

02.01.2009 bis 03.01.2017

-0,34%

Trump

03.01.2017 bis 04.01.2021

-0,16%

Das diese Betrachtung nach Präsidenten keine große Aussagekraft hat liegt auf der Hand, damit soll nur verdeutlicht werden, dass man nahezu jeden Zeitraum, welcher größer als ein paar Jahre ist, heranziehen kann und zu – in ihrer Tendenz – ähnlichen Ergebnissen kommt.

5. Zusammenfassung

Die Betrachtung des 252-VXX-MMA scheint mir die treffendste Betrachtung zu sein, um möglichst nah an den „echten“durchschnittlichen Verfall des VXX zu kommen. Alle anderen Betrachtungszeiträume, auch der Längste seit 2004, haben die angesprochenen Schwächen.

Ich halte das Problem, der signifikanten Abweichung je nach Betrachtungszeitraum, für sehr lehrreich. Es zeigt uns, dass der VXX eben nicht monoton mit einer bestimmten festen Rate verfällt, sondern es, je nach betrachteter Zeitspanne, teils deutliche Unterschiede gibt.

Der VXX verfällt so gut wie nie mit seiner durchschnittlichen Verfallsrate, sondern er steigt zum Teil sehr deutlich an, um dann schnell zu fallen. Die durchschnittliche Betrachtung des Verfalls erzeugt ein trügerisches Bild.

Folgendes Diagramm verdeutlicht diese Aussage:

Zum Chart:

in schwarz der VXX seit 2004, in rot der durchschnittliche Verfall (CAGR) des VXX seit 2004

III. Nutzen des durchschnittlichen Verfall des VXX für den Handel

Die durchschnittliche periodische Wachstumsrate bzw. Verfallrate, bei negativen Wachstum, lässt sich mit Hilfe der CAGR ausrechnen. Üblicherweise wird eine jährliche Periode gewählt, deswegen der Name (Compound Annual Growth Rate), jedoch kann jede beliebige Zeiteinheit gewählt werden.

Die CAGR wird immer dann genutzt, wenn der gewählte Bezugswert starken Schwankungen unterliegt, wie z.B. bei Aktienpreisentwicklungen oder Umsatzentwicklung von Unternehmen.

Wichtig festzuhalten ist, dass die CAGR ein Berechnung des historischen durchschnittlichen Wachstum bzw. Verfall ist und keine Wirkung für die Zukunft entfaltet. Dennoch lässt sich die durchschnittliche Verfallrate des VXX für den Handel nutzen. Zum einen vermittelt sie einem Eindruck vom Verhalten dieses außergewöhnlichen Volatilitätsprodukt, welches in der Welt der Finanzderivate Eigenschaften besitzt, welche nur von einer sehr kleinen Gruppe geteilt werden.

Die Eingangs erwähnt ist es für den Handel jeglicher Art des Handels des VXX, insbesondere von Termingeschäften (Optionen), wichtig welche Preisentwicklung unter bestimmten Umständen zu erwarten ist. Die durchschnittliche Verfallsrate ist hierbei der Startpunkt meiner eigenen Betrachtung. Ausgehend von diesem Wert treffe ich Annahmen darüber, ob der VXX mehr oder weniger als dieser Durchschnittswert an Wert verlieren wird.

Des Weiteren ist noch wichtig zu erwähnen, dass die grundlegenden Erkenntnisse über den VXX sich auch auf die anderen Volatilitätsprodukte wie UVXY, SVXY, SVIX, UVIX und VIXM, etc. übertragen lassen. Bei der Betrachtung anderer Volatilitätsderivate ist dann jedoch auf die dem Produkt spezifischen Besonderheiten einzugehen, insbesondere auf den verwendeten Hebel und die grundsätzliche Richtung.

Im folgenden Artikel habe ich eine Übersicht über die Besonderheiten und Eigenheiten aller Volatilitätsprodukte erstellt.

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